1 Lasset uns den Herren lieben,
enn er hat uns erst geliebt;
Liebe hat ihn angetrieben,
daß er seinen Sohn uns giebt:
unser Herz und alles leben
sind wir schuldig ihm zu geben.
2 Billig ist es, dies zu leisten,
da Gott ungleich mehr gethan,
wie die Zahl der allermeisten
dieses auch erkennen kann:
gleichwohl sieht man wenig Thaten,
ihren Worten gleich gerathen.
3 Denn wer Gott vermeint zu lieben,
und doch seinen Bruder haßt,
sich nicht scheut, ihn zu betrüben,
und ihm auch die schwerste Last
nicht mag christlich helfen tragen:
was kann der von Liebe sagen?
4 Seinen Bruder sieht er immer,
liebet ihn gleichwohl doch nicht;
da hingegen sieht er nimmer
seines Schöpfers Angesicht:
Sollte wohl dem Unsichtbaren
wahre Liebe widerfahren?
5 Welcher Gott zu lieben meinet,
der erweis es in der That,
so denn aus der Lieb erscheinet
die er zu dem Bruder hat.
Denn dies ist ein Spruch des Höchsten:
Liebst du Gott, lieb auch den Nächsten.
Text Information | |
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First Line: | Lasset uns den Herren lieben |
Language: | German |
Publication Date: | 1872 |
Topic: | Vom christlichen Leben: Nächstenliebe; Christian Life: Charity |
Notes: | Mel. Herr, ich habe mißgehandelt |