1 Es glänzet der Christen inwendiges leben,
obgleich sie von außen die Sonne verbrannt:
was ihren der König des Himmels gegeben,
ist keinem, als ihnen nur selber, bekannt.
Was Niemand verspüret, was Niemand berühret,
hat ihre erleuchtete Sinnen geziert
und sie zu der göttlichen Würde geführet.
2 Sie scheinen von außen die schlechtesten Leute,
ein Schauspiel der Engel, ein Ekel der Welt;
und innerlich sind sie die lieblichsten Bräute,
der Zierath, die Krone, die Jesu gefällt,
das Wunder der Zeiten: die hier sich bereiten,
den König, der unter den Lilien weidet,
zu küssen, in güldenen Stücken gekleidet.
3 Sonst sind sie des Adams natürliche Kinder
und tragen das Bilde des Irdischen auch;
sie leiden am Fleische wie andere Sünder,
sie essen und trinken nach nöthigem Brauch.
In leiblichen Sachen, im Schlafen und Wachen,
sieht man sie vor Andern nichts Sonderlichs machen:
nur, daß sie die Thorheit der Weltlust verlachen.
4 Doch innerlich sind sie aus göttlichem Stamme,
die Gott durch sein mächtig Wort selber gezeugt,
ein Funke und Flämmlein aus göttlicher Flamme,
die oben Jerusalem freundlich gesäugt.
Die Engel sind Brüder, die ihre Loblieder
mit ihnen gar freundlich und lieblich absingen;
das muß denn ganz herrlich, ganz prächtig erklingen.
5 Sie wandeln auf Erden und leben im Himmel;
sie bleiben ohnmächtig und schützen die Welt;
sie schmecken den Frieden bei allem Getümmel;
sie kriegen, die Aermsten, was ihnen gefällt.
Sie stehen in Leiden, sie bleiben in Freuden;
sie scheinen ertödtet den äußeren Sinnen,
und führen das leben des Glaubens von innen.
6 Wenn Christus, ihr Leben, wir offenbar werden,
wenn er sich einst, wie er ist, öffentlich stellt:
so werden sie mit ihm als Götter der Erden
auch herrlich erscheinen zum Wunder der Welt.
Sie werden regieren und ewig floriren,
den Himmel als prächtige Lichter auszieren;
da wird man die Freude gar offenbar spüren.
7 Frohlocke, du Erde, und jauchzet, ihr Hügel,
dieweil du den göttlichen Saamen geneußt!
Denn das ist Jehovah sein göttliches Siegel,
zum Zeugniß, daß er dir noch Segen verheißt:
du sollst noch mit ihnen aufs prächtigste grünen,
wenn erst ihr verborgenes leben erscheinet,
wornach sich dein Seufzen mit ihnen vereinet.
8 O Jesu, verborgenes Leben der Seelen,
noch heimliches Zierde der innern Welt!
gieb, daß wir die heimlichen Wege erwählen,
wenn gleich uns die Larve des Kreuzes verstellt,
Hier übel genennet und wenigerkennet;
hier heimlich mit Christo im Vater gelebet;
dort öffentlich it ihm im Himmel geschwebet!