1 O du Liebe meiner Liebe!
du erwünschte Seligkeit!
die du dich aus höchstem Triebe
in das jammervolle Leid
deines Leidens, mir zu gute,
als ein Schlachtschaaf engestellt,
und bezahlt mit deinem Blute,
alle Misserthat der Welt.
2 Liebe, die mit Schweiß und Thränen
an em Oelberg sich betrübt;
Liebe, die mit Blut und Sehnen
unaufhörlich fest geliebt;
Liebe, die mit allem Willen
Gottes Zorn und Eifer tragt!
den so Niemand konnte stillen,
hat dein Sterben hingelegt.
3 Liebe, die mit starkem Herzen
alle Schmach und Hohn gehört;
Liebe, die mit Angst und Schmerzen
nicht der strengste Tod verfehrt;
Liebe, die sich liebend zeiget,
als sich Kraft und Athem endt;
Liebe, die sich liebend neiget,
als sich Leib und Seele trennt!
4 Liebe, die mit ihren Armen
mich zuletzt umfangen wollt;
Liebe, die aus liebserbarmen
mich zuletzt in höchster Huld
ihrem vater überlassen,
die selbst starb und für mich hat,
daß mich nicht der Zorn solt fassen,
weil mich ihr Verdienst vertrat.
5 Liebe, di mir so viel Wunden
gegen mich als seine Braut,
unauflöslich sich verbunden
und auf ewig anvertraut!
Liebe, laß auch meine Schmerzen,
meines Lebens Jammerpein,
in dem blut-verwundten Herzen,
sanft in die gestillet sein.
6 Liebe, die für mich gestorben
und ein immerwährend Gut
an dem Kreuzesholz erworben,
ach, wie denk ich an dein Blut!
Ach, wie denk ich deinen Wunden,
du verwundte Liebe du!
wenn ich in den letzten Stunden,
sanft in deiner Seiten ruh!
7 Liebe, die sich todt gekränket
und für mein erkaltet's Herz
in ein kaltes Grab gesenket,
ach, wie dank ich deinem Schmerz!
Habe Dank, daß du gestorben,
daß ich ewig leben kann.
und der Seelen Heil erworben!
Nimm mich ewig liebend an.