8. Christen müssen sich hier schicken

1 Christen müssen sich hier schicken,
in des Creutzes schmale Bahn,
hier muß man sich leidend bücken,
beugend, steigen, Himmel an;
wer bey Christo hofft zu seyn,
mache sich durch's Creutz gemein;
die er dorten will belohnen,
tragen hier ach Dornen-Kronen.

2 Hier müssen mit Thränen scen,
und der Träbsal haben viel,
wer dort vor den Throne stehen,
und dann weiß gekleid seyn will,
auch mit Perlen seyn geziert,
weil er siegreich triumphirt.
Solche die hier viel geweinet,
werden dort mit Gott vereinet.

3 Kussen, Schreyen, Seufzen, Bäten;
bahnen uns den Weg zu Gott.
Ihn anfleh'n in allen Nöthen,
tröstet uns in aller Noth;
niemals hat an Trost gefehlt,
der auf Ihn sein' Hoffnung stellt,
wer nur auf Ihn im Glauben schaut,
hat warlich auf den Fels gebaut.

4 Immer ging ich eigne Wege,
da ich unerfahren war,
nun trau ich der Hirten-Pflege,
meines Führers gantz und gar,
sein Erbarmen leitet mich,
unten Creutz, ganz wunderlich,
daß ich seiner mich kan trösten,
wann die Roth am allergrösten.

5 Solche lieb ist nicht zu messen,
die Er mir erzeiget hat;
meine Seel thu nicht vergessen,
was Er dir erwiesen hat,
du bist Ihm gar sehr verschuldt,
Ihm zu folgen in Geduld,
und durch Lieb Ihn zu gefallen,
deine Lebens-Zeit in allen.

6 True zu seyn, versprach ich zwar,
hab es aber schlecht erfüllt;
aber Du harrt'st Jahr auf Jahr,
mit viel Langmuth und Geduld,
bis ich wurde müd und matt,
und des eignen Wählens satt,
und dir mein Herze gab dahin,
zu folgen dir nach deinem Sinn.

7 O Eigenheit! du schändlich Wesen,
machst du mir so viel Verdruß,
wär ich ganz von dir genesen,
Stets zi fühlen den Genuß
der so starken Jesus-Lieb,
und auch seines Geistes Trieb,
mich zu führ'n in seine Weisen,
und sich stets in mir zu preisen.

8 Prüse du Herr, und erfahre,
meinen Staud zu ja derzeit;
mein Herz für Untreu bewahre,
damin ich besteh im Streit,
o laß Trübsals Winde mich
fester binden nur an dich,
damit ich an bösen Tage,
sieg und Krone davon trage.

9 Heute ist noch Zeit zu streigen,
und zu kämpfen ritterlich,
morgen tehilt man aus die Beuten,
denen die ganz vestiglich
in der Treue es gewagt,
allem andern abgesagt,
was man Welt-Lust pflegt zu nennen,
und uns sucht von Gott zu trennen.

10 Sechszig Fahr sind nun verflossen,
meiner kurzen Lebens-Zeit,
wie ein Pfeil wird abgeschossen,
so vergeht die Eitelkeit,
die uns doch oft sehr verweilt,
daß man nicht zum Ziel so eilt,
und hernach zu spät beklaget,
daß man ihr nicht abgesaget.

11 Ach ich muß mich herzlich schämen,
und beklagen den Verlust,
das so manches weltlich Grämen,
oft erfüllet meine Brust,
und mein Herze so bethört,
daß die Lieb daduch gestört,
und das Werk das ich solt üben
ist oft ungethan geblieben.

12 Unter viele, Trübsals-Stärmen,
und Versuchung mancher ARt,
wuste mich Gott doch zu schirmen,
daß ich stets erhalten ward;
seine Lieb war Wunder-groß,
gegen mich ohn unterlaß;
ohne ihn war ich vergangen,
in der Noth die mich umfangen.

13 Rühme! meine Seele priese!
Gottes Langmuch und Geduld,
die afu manche Wunder-weise,
dir erwiesen seine Huld,
seine Treue führe mich,
in der Liebe vestiglich,
und sein' Huld nicht von mir wende,
bis an mein bestimmtes Ende.

Text Information
First Line: Christen müssen sich hier schicken
Language: English; German
Publication Date: 1792
Notes: Mel. Meine Sorge Angst
Tune Information
(No tune information)



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