1 Das Creutz ist dennoch gut,
ob es gleich wehe thut;
der gute Gott es giebet,
drum muß es seyn geliebet;
ey fasse guten Muth!
was bitter ist im Munde
ist innerlich gesunde,
es ist so gut, so gut:
2 Das Creutz ist dennoch schön,
kan's gleich Vernunft nicht seh'n;
man wird im Creutz geeheret,
mit Gottes Sohn verkläret,
die Engle um dich steh'n,
sie schauen dich mit Freuden,
in stillem Geiste leiden,
es ist so schön, so schön!
3 Das Creutz macht Gott gemein,
es treibt den Sinn hinein,
der sanft gern ausspatzierte,
und leicht das Herz verführte,
nen sammlet er sich sein:
er mag non Welt nicht hören,
er muß in Gott sich kehren,
und wird mit Gott gemein.
4 Wo Creutz ist, da ist Licht;
du kenn'st dich selber nicht,
so lang du nicht probiret;
du hast, wie sichs gebühret,
von Gott auch kein Gesicht:
Creutz lehrt dich alle Warheit.
Creutz führt dich in die Klarheit,
wo Creutz ist da sit Licht.
5 Das Creutz macht hell und rein,
es fegt den falschen Schein.
die heimlichste Flecken
im Creutze sich entdecken,
geschicht es gleich mit Pein;
der Schaum der Eigenheiten
verschmelzt in Creutz und Leiden:
Es macht so rein, so rein!
6 Das Creutz macht dich gebeugt,
geschmeidig und erweicht;
der ungebrochne Wille
wird kindlich, sanft und stille;
der Geist vor Gott sich neigt;
das Herz will gern zerfliessen,
zu aller Menschen Füssen,
es wird so gar gebeugt.
7 Im Creutze wird man klein:
der ein gebildte Schein,
und alles hohe Dünken
muß in dem Creutze sinken;
da lernt man Gott allein
verehren und erheben,
in seinem Nichts zu leben:
man wird so klein, so klein!
8 Creutz führt dich aus der Noth,
ins Leben, durch den Tod,
kanst du dein eignes Leben
dem Tod am Creutz ergeben,
und ganz dich lassen Gott:
bald steht der Geist in Frieden,
vergnügt, und abgeschieden
von Jammer, Angst und Noth.
9 Ich lieb das liebe Creutz,
und wolt, aus heilgen Geitz,
der ganzen Welt Vergnügen
dafür wohl lassen liegen;
ich kuß es ja bereits:
mien Creutzes-Fürst! mein Leben
sey völlig dir ergeben,
und deinem lieben Creutz.
10 Vom Creutz ins Paradies,
vom Leiden zum Genieß,
ist Jesus vorgegangen:
wilt du die Kron erlangen,
so halt das Creutz gewiß:
O Jesu mit mir leide,
bis daß ich endlich scheide
vom Creutz ins Paradies.
Text Information | |
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First Line: | Das Creutz ist dennoch gut |
Language: | German |
Publication Date: | 1792 |
Notes: | Mel. Mein gung beschwer |