1 Mein Herz, gib dich zufrieden,
und bleibe ganz geschieden
von Sorge, Furcht und Gram:
die Noth, die dich jetzt drücket,
hat Gott dir zugeschicket,
sey still, und halt dich wie ein Lamm.
2 Mit Sorgen und mit Zagen
und Unmuths-vollen Klagen
häufst du nur deine Pein:
durch stille seyn und hoffen
wird, was dich jetzt betroffen,
erträglich, sanft und lieblich seyn.
3 Kan's doch nicht ewig währen,
oft hat Gott unsre Zähren,
eh man's meynt, abgewischt;
wenn's bey uns heist: wie lauge
wird mir so angst und bange!
so hat er Leib und Seel erfrischt.
4 Gott pflegt es so zu machen:
nach weinen schaft er Lachen,
nach Regen Sonnenschein;
nach rauhen Wintertagen,
muß uns der Lenz behagen;
er führt in Höll und Himmel ein.
5 Indeß ist abgemessen
die Last, die uns soll pressen,
auf daß wir werden klein;
was aber nicht zu tragen,
darf sich nicht an uns wagen,
und solt's auch nur ein quintlein seyn.
6 Denn es sind Liebes-Schläge,
wenn ich es recht erwäge,
womit er uns belegt;
nicht schwärdter, sondern Ruthen
sind's damit Gott, zum Guten,
auf uns die Seinen, hier zuschlägt.
7 Er will uns dadurch ziehen
zu Kindern, die da fliehen,
das, was ihm mißbehagt,
den alten Menschen schwächen,
den Eigenwillen brechen,
die Lust ertödten die uns plagt.
8 Er will uns dadurch lehren,
wie wir ihn sollen ehren
mit Glauben und Gedult,
und, solt er uns in Nöthen
auch lassen, ja gar tödten,
uns doch getrösten seiner Huld.
9 Denn was will uns auch scheiden,
von Gott und seinen Freuden,
dazu er uns versehn?
man lebe oder sterbe,
so bleibet uns das Erde
des Himmels ewiglich doch stehn.
10 Ist Christus unser Leben,
so muß uns, seinen Reben,
der Tod seyn ein Gewinn;
er mag wohl diese Höle
zerbrechen, doch die Seele
fliegt auf zum Bau des Himmels hin.
11 Drum gib dich ganz zufrieden,
mein Herz, und bleib geschieden
von Sorge, Furcht und Gram:
vielleicht wird Gott bald senden,
die dich auf ihren Händen
hintragen zu dem Bräutigam.
Text Information | |
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First Line: | Mein Herz, gib dich zufrieden |
Language: | German |
Publication Date: | 1792 |
Notes: | Mel.: Nun ruhet alle Wäl. |