1 Ists? oder ist mein geist entzückt?
mein Ange hat jetzt was erblickt,
ich seh den Himmel offen,
ich sehe Gottes Königs-Thron,
zur Rechten Jesum, Gottes Sohn,
auf den wir alle hoffen
Singet,
klinget,
spielt auf scharfen
Davids-Harfen,
jauchzt von Herzen:
Jesus stillet allen Schmerzen.
2 Ich seh, Er machte alles neu,
die Braut fährt zu Ihm frisch und frey
in reiner schöner Seide,
die Kleider sind mit Gold durchstickt,
der Bräut'gam hat sie selbst geschmückt
mit theurem Hals-Geschmeide.
Meister,
Geister,
Cherubinen,
Seraphinen
wünschen Glücke,
Jesus gibt ihr Liebs-Blicke.
3 Der Braut ist nichts als Lust bewust,
Gott sieht an ihrer Schönheit Lust,
sie glänzet wie die Sonne,
man führt sie in den Braut-Pallas,
ins Freuden-Haus, zur stolzen Rast,
zu ihres Königs Wonne.
Klagen,
Zagen,
sonnen-Hitze,
Donner Blitze
sind verschwunden
Gottes Lamm hat überwunden.
4 Gott hat sie aus dem Strom erfrischt,
der Augen Thrönen abgewischet,
Gott kömmt, bey ihr zu wohnen;
Er will ihr Gott,
sie sein Volk seyn,
selbst bey ihr gehen aus und ein:
wie reichlich kan Gott lohnen.
Trauet,
schauet
Gottes Güte,
Gottes Hütte,
bey den Kindern,
Gott wohnt bey bekehrten Sündern.
5 Wie heilig ist die neue Stadt,
die Gott und's Lamm zum Tempel hat,
zum Grunde die zwölf Boten;
gar nichts gemeines geht hinein,
wer greuelt, muß verbannet seyn,
sein Theil ist bey den Todten.
Reine,
feine
Edelsteine
sind gemeine,
ihr Licht flimmert,
wie ein heller Jaspis schimmert.
6 Die Stadt darf keiner Sonnen nicht,
nicht unsers Mondes blasses Licht,
das Namm ist ihre Sonne,
ihr leuchtet Gottes Herrlichkeit,
die Heiden wandeln weit und breit
bey dieses Lichtes Wonne.
Ihre Thüre,
ihre Pforte
dieser Orte
stehet offen,
weil ein ew'ger Tag zu hoffen.
7 Von Gottes Stule quillt ein Fluß,
der mitten auf der Gasse muß
das Holz des Lebens wässern!
die Frucht, die der Baum zwölffach trägt,
und jedes Blätgen, das wer hegt,
soll die Gesundheit bessern.
Schlechte
Knecthe,
Herren Fürsten,
Kaiser dürsten
nach der Quelle,
sie flueßt recht Crystallen-helle.
8 Wie herrlich ist die neue Welt,
die Gott den Frommen vorbehält!
kein Mensch kan sie erwerben.
O Jesu, Herr der Herrlichkeit!
du hast die Stadt auch mir bereit,
hilf mir sie auch ererben.
Weise,
preise
ihre Kräfte,
ihr Geschäfte
mir Eleuden,
laß mich auf den Anblick enden.
Text Information | |
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First Line: | Ists? oder ist mein Geist entzückt? |
Author: | Ahasverus Fritsch |
Language: | German |
Publication Date: | 1792 |
Notes: | Mel.: Wie schön leucht uns |