Text: | O Liebe, labe doch |
1 O Liebe! labe doch
das sehnende Verlangen,
das sich befindet noch,
nach dem was angefangen,
in uns dein' treue Hand,
zu deines Namens Ruhm;
du kennest ja dein Pfand,
wir stud dein Eigenthum.
2 O lautre Ursprungs-Quell!
dein Wasser muß uns laben;
es dürstet Herz und Seel
nicht mehr nach andern Gaben,
o reiner Liebes-Grund!
die vielen Wasser sind uns
nun nicht mehr gesund,
wohl dem der Dich nur find.
3 Wir musten lang genug
Citernen Wasser trinken;
wobey dein Finger doch
uns innerlich thät winken,
biß uns dein Liebes-Zug,
gemacht verliebt und krank,
drum ist uns nichts genug,
als deiner Liebe Trank.
4 Es ist uns herzlich leid,
wo wir sind nach gegangen,
in der vergang'nen Zeit,
dem leeren Schein und Prangen,
der Ströhme, die uns nur,
von dir o Quell geführt!
bis daß wir fast nichts mehr
von deiner Kraft gespührt.
5 Ach laß uns nur allein!
dahin geführet werden,
wo du kanst alles seyn,
bey deiner Schaafe-Herden;
dein Stab und deine Hand,
sieh uns nun selber bey,
in unserm Pilger-Stand,
nach deiner Hirten-Treu.
6 Las keinen Miedling mehr
in deiner Heerd regieren,
nur dir gebuhrt die Ehr,
die Schäflein recht zu fuhren;
die andern suchen nur
die Woll, und weiden sich,
und sehlen deiner Spur
gar weit und jammerlich.
7 Lamm Gottes hast du nicht
dich selbst in Tod gegeben,
nach treuer Hirten-Pflicht,
für deiner Schaafe Leben?
ja! dabey kennet man dich,
das du der rechte bist,
und bleibsts auch ewiglich,
Hirt! Konig! Gott und Christ!
Text Information | |
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First Line: | O Liebe, labe doch |
Language: | German |
Publication Date: | 1792 |
Notes: | Mel: Ich hab ihn dennoch |