1 Seele, geh auf Golgatha,
Setz dich unter Jesus kreuze,
Und bedenke, was dich da
Für ein trieb zur Busse reize,
Willst du unempfindlich sein,
O! so bist du mehr, als stein.
2 Schaue doch das Jammerbild
Zwischen erd' und Himmel hangen,
Wie das Blut mit strömen quillt,
Daß ihm alle kraft vergangen.
Ach der übergrossen noth!
Es ist gar mein Jesus tod.
3 O lamm Gottes, ohne schuld,
Alles das hatt' ich verschuldet,
Und du hast aus grosser Huld
Pein und Tod für mich erduldet,
Daß ich nicht verloren bin,
Giebst du dich ans creutze hin.
4 Unbeflecktes Gottes lamm,
Ich verehre deine liebe.
Schaue von dem kreuzesstamm,
Wie ich mich um dich betrübe,
Dein im blute wallend herz
Gesetz mich in grossen schmerz.
5 Ich kann nimmer, nimmermehr
Diese plagen dir vergelten,
Du verbindest mich zu sehr,
Schenkt ich dir gleich tausend welten,
Ach! das wäre nicht genung
Nur für deinen gallentrunk.
6 Nun ich weiß noch was für dich,
Ich will dir mein herze geben,
Dieses soll beständiglich
Unter deinem kreuze leben.
Wie du mein, so will ich dein
Lebend, leidend, sterbend seyn.
7 Laß dein herz mir offen steh'n,
Oeffne deiner wunden thüre,
Da hinein will ich stets geh'n,
Wenn ich kreuz und noth verspüre,
Wie ein Hirsch nach Wasser dürst,
Bis du mich erquicken wirst.
8 Kreuzige mein Fleisch und Blut,
Lehre mich die welt verschmähen;
Laß mich dich du höchstes gut,
Immer vor den Augen sehen;
Führ in allem kreuze mich
Wunderbar, nur seliglich.
9 Endlich laß mich meine noth
Auch geduldig überwinden,
Nirgends sonst wird mich der Tod,
Als in deinen wunden finden.
Wer sich hier sein bette macht,
Spricht zuletzt: Es ist vollbracht.