1 Kommt heut an eurem stabe,
Ihr halb erstorbene schon,
Und denket an dem grabe
An einen Simeon.
2 Er betet in dem Tempel
Hinauf zu seinem Gott,
Und wird uns ein Exempel
Von einem schönen tod.
3 Still flossen seine tage,
Still wie ein balsam fleußt:
Und hell, wie Sommertage,
So helle war sein geist.
4 Er soll den Tod nicht sehen,
Der gotterfüllte mann,
Bis er von jenen höhen
Den Mittler sehen kann.
5 Er sieht ihn! mit entzücken
Drückt er ihn an die Brust:
Es strahlt von Jesu blicken
Ihm Seligkeit und Luft.
6 Seht doch den frommen alten
Mit flammendem Gesicht
Die welten hände falten,
Und höret, was er spricht:
7 "Mit silbergrauen haaren
Kann ich im frieden nun
Zu meinen Vätern fahren,
Um sanst, wie sie, zu ruh'n:"
8 "Die fülle meiner Freuden,
Die hülfe aus den höhn,
Das licht der blinden heiden,
Den trost hab' ich gesehn."
9 Nun wird sein glaube größer,
Und sein entzücken steigt;
Er drücket den Erlöser
Fest an sein herz-- und schweigt.
10 Herr, soll ich alt an Jahren,
Gekrümmt von harm und noth,
Zu meinen Vätern Jahren:
So sterb' ich seinen Tod!
11 Zwar werd' ich Gott nicht sehen
Noch hier, wie Simeon;
Doch über jenen höhen
Erwartet er mich schon.
12 "Dann tönen meine lieder:
Heil mir! nun seh' ich ihn!"
"Die Himmel hallen wieder;
Heil dir! nun siehst du ihn!"
Text Information | |
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First Line: | Kommt heut an eurem stabe |
Language: | German |
Publication Date: | 1817 |
Topic: | Von dem Stande der Erniedrigung Christi: Von der Kindheit und den Jugendjahren Jesu, bis auf seine Bekanntmachung durch Johnnes den Täufer |
Notes: | Mel. Christus, der ist mein u. |