1 Grosser Gott, erhabnes Wesen,
Das voll segnender Begier
Menschen sich zum dienst erlesen!
Ach, was ist der mensche vor dir?
Wenn ich deine groß' erwäge,
Und, was ich bin, überlege:
O, wie niedrig und wie klein
Muß ich mir nicht selber sein!
2 Ach, es herrscht der trieb zur sünde
Mächtig hin durch mein Gemüth,
Und macht mich zu einem kinde,
Das vor seinem Vater flieht.
Ach ich sey mit Scham und schrecken
So viel Fehler, se viel flecken;
Und in der verderbten brust
Regt sich täglich böse lust.
3 Was ich gutes an mir habe,
Ist von deiner Vaterhand;
O wie manche gute gabe
Hast du, Herr, mir zugewandt;
Selber auf dem sündenpfade
Trägt mich schonend deine gnade.
Nähmest du zurück, was dein;
Ach, was wird mir übrig sein?
4 Doch die menge deiner gaben
Klagt nur meinen Undank an:
Weil ich sie oft ganz vergraben,
Oft damit nur groß getan,
Oft voll Leichtsinn sie verschwendet,
Und zu Sünden angewendet.
O wie häuft sich meine schuld
Durch Verachtung deiner Huld.
5 Sieh, hier lieg ich in dem staube,
Tief, vor dir, mein Gott, gebückt;
Doch mein demutsvoller glaube,
Der auf meinen Heiland blickt,
Hofft auf deine Vatergüte,
Und mein tief beschämt gemuthe,
Das den muth fast ganz verlor,
Hebt sich noch zu dir empor.
6 Ja, die wunder deiner liebe
Ziehen ganz mein herz zu dir.
Ach, erhalte selbst die triebe
Treuer Dankbarkeit in mir.
Vater, laß das schwache lallen
Meines lobes dir gefallen.
Bilde mich, dein Eigentum,
Ganz zu deines namens Ruhm.
7 Meines Kräfte, meine Glieder
Sind zu deinem dienst bereit.
Herr, ich falle vor dir nieder
Voller Ehrerbietigkeit.
Deinen willen Thun und leiden,
Sey die quelle meiner Freuden!
Gott und Herr der ganzen welt,
Thu mit mir, was dir gefällt.
Text Information | |
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First Line: | Grosser Gott, erhabnes Wesen |
Language: | German |
Publication Date: | 1817 |
Topic: | Vom Sündenfall: Von den Folgen desselben, oder vom natürlichen Verderben |
Notes: | Mel. Alle Menschen müssen u. |